Petruschkis Fahrt ins Blaue- Kapitel 3 Teil 2 - In den tiefen blauen Bildern
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Im Dezember 2019 gingen wir auf eine Reise mit Bus und Bahn durch Spanien, Frankreich, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Irland. Das Ziel war die Ausstellung Protest! von Derek Jarman in Dublin, auf dem Weg dorthin gab es soviel anzuschauen. Wir haben 21 Ausstellungen besucht und viele Geschichten entdeckt. Hier kommt der zweite Teil des Reiseablaufs. Wir beginnen mit der Sammlung des Städel Museums in Frankfurt.
Lukas Cranach der Ä., Die Heilige Sippe (Torgauer Altar) 1509 Detail
Dieses Detail stammt aus dem Triptychon “Die Heilige Sippe”, einem der ersten Großaufträge, die Cranach als sächsischer Hofmaler in Wittenberg ausgeführt hat. Es ist dem Thema des Heiligen Stammes gewidmet. Der Legende nach war Maria mit den Müttern einiger Apostel verwandt. Mary hält ein Buch in der Hand. Es scheint, als hätte sie gerade darin gelesen.
Mir hat die lesende Maria immer sehr gefallen. Ich weiß nicht, wie es mit Alphabetisierung damals war. für Frauen im Spätmittelalter. Also in der zeit als Cranach dieses Bild gemalt hat. Maria war ja eine Zimmermannsfrau, einfache Leute. Hier liest Maria und wird von Gabriel unterbrochen. Sie hat noch ihren Finger zwischen die Seiten gesteckt, damit sie später weiterlesen kann.
Lee Krasner Schirn Kunsthalle Frankfurt 11.Oktober – 12. Januar 2020
Lee Krasner Through Blue, 1963 Größe: 191.8 x 147.3 cm.
Eine wunderbare Ausstellung. Lee Krasner war lange Zeit vor allem als Ehefrau von Jackson Pollock und weniger als unabhängige Künstlerin bekannt. Aber schon in jungen Jahren war sie entschlossen und beharrlich in ihrer eigenen Kunst. Sie erfand sich immer wieder neu. Dazu später mehr.
In „Through Blue“ experimentierte Krasner, indem sie mit der linken Hand malte, nachdem sie sich den rechten Arm gebrochen hatte. Oft drückte sie die Farbe direkt auf die Leinwand und bearbeitet sie mit den Fingerspitzen.
Letzte Ausstellung:
Lee Krasner - Color Vivo; Spain / Bilbao: Guggenheim Museum
18.09.20 - 10.01.21Derzeitige und kommende Ausstellung:
Centre Pompidou, Paris: Künstlerinnen der Abstraktion
19.Mai - 23. August 2021
Im Anschluss im Guggenheim Museum, Bilbao
8. Oktober 21 - 30. Januar 22
Die Ausstellung im Centre Pompidou umfasst Bildende Kunst, Tanz, Angewandte Kunst, Fotografie, Film und Performance. Sie beleuchtet die entscheidenden Wendepunkte, die die Geschichte der abstrakten Kunst geprägt haben, wie den Abstrakten Expressionismus oder Minimalismus, sowie die Forschungen von Künstlerinnen, einzeln oder in Gruppen, und die Gründungsausstellungen wie „Exhibition by 31 Women“ in New York im Jahr 1943.
Die Ausstellung ist multidisziplinär und global angelegt. Die Schau umfasst Künstlerinnen aus Lateinamerika, dem Nahen Osten und Asien, um diese Geschichte mit allen Stimmen zu erzählen, aus denen sie besteht. Es werden Werke von mehr als 200 Künstlerinnen versammelt. Einige sind bis heute wenig bekannt wie Gunta Stölzl, Germaine Dulac oder Zilia Sánchez, andere sind berühmter wie Hilma af Klint, Sonia Delaunay-Terk, Sophie Taeuber-Arp, Georgia O'Keeffe, Helen Frankenthaler oder Louise Bourgeois.
Wir nehmen den Zug von Frankfurt nach Berlin.
Liebe und Ethnologie Die koloniale Dialektik der Sensibilität (nach Hubert Fichte)
Installationen des Coletivo Bonobando
Hubert Fichte ist seit meiner frühen Jugend eine Referenz für mich. Als Autor unternahm er mit seiner Begleiterin, der Fotografin Leonore Mau, ethnologische Forschungsreisen. Sie waren immer offen von seinen subjektiven Ansichten geprägt. Er nannte es selbst Ethnopoetrie. Er schrieb auch ein ethnologisches Buch über die Hamburger Kneipe „Palette“. Ich war sehr glücklich und aufgeregt, als ich sah, dass es in Berlin eine von ihm inspirierte Ausstellung gab. Es war der letzte Teil des Kooperationsprojekts „Liebe und Ethnologie“ zwischen dem Goethe-Institut und dem Haus der Weltkulturen, das zwischen 2017 und 2019 in Lissabon, Salvador de Bahia, Rio de Janeiro, Santiago de Chile, Dakar, New York und Berlin stattfand und mit zahlreichen Partnern realisiert wurde.
Am Ende war ich von der Berliner Ausstellung etwas enttäuscht. Vieles schien mir in seiner assoziativen Form zu beliebig.
Meret Oppenheim x = Hase Galerie Alexander Levy 2.11.19 – 20.12.19
Liebe Meret Oppemheim. Meine Freundin Isabel hat mich in jungen Jahren für sie begeistert.
1933 zog der damals zwanzigjährige Meret Oppenheim nach Paris. Sie war sich sicher, dass sie Künstlerin werden wollte. Alberto Giacometti und Hans Arp stellten sie den surrealistischen Kreisen vor. Sie wurde berühmt für die Tasse aus Pelz. Die Pelztasse wurde bereits 1936 in New York ausgestellt und vom Museum of Modern Art gekauft. Aber ihre Arbeit geht viel weiter als diese surrealistische Ikone und ist immens vielfältig. Von den schönsten Zeichnungen, die dem Unbewussten Türen öffnen, bis hin zu abstrusen Objekten mit großem Humor und Sarkasmus.
Eine intime Ausstellung. Im Büro der wunderschönen Alexander Levy gallery konnte man Meret Oppenheims Texte, von ihr selbst gelesen, auf einem Kassettenrekorder hören..
Letzte Ausstellung:
Louisiana, Museum of Modern Art, Humlebaek, Dänemark
FANTASTIC WOMEN 25.7.2020 - 8.11.2020
SURREAL WORLDS FROM MERET OPPENHEIM TO FRIDA KAHLO
Kommende Ausstellung:
Meret Oppenheim Mon exposition
Kunstmuseum, Bern 22.10.2021 – 13.02.2022
Potsdam
Van Gogh Stillleben Museum Barberini 26.10.2019 – 2.2.2020
Vincent van Gogh, Stillleben mit Gipsstatuette, 1887
Der kleine Torso der Venus in diesem Stillleben erregte meine Aufmerksamkeit. Ihre Kurven - Busen, Bauch, Po - sind etwas zu üppig für eine klassische Venus und der Pinselstrich lässt sie vibrieren. Sie strahlt eine sehr greifbare Sinnlichkeit aus und die Sehnsucht nach Liebe und Erotik ist spürbar. Neben der kleinen kopflosen Venus, zu Füßen ihres Sockels, liegen zwei Bücher, deren Titel erkennbar sind. Es sind Bücher, die die Liebe zum Thema haben. Ein Bild der Sehnsucht. In einem Brief aus dieser Zeit schrieb Van Gogh an seine Schwester über sein Scheitern in de Liebe.
Dauerausstellung, oft mit Ausstellungen zu einem speziellen Thema im Van Gogh Museum, Amsterdam
Nächste Ausstellung
Through Vincent’s Eyes: Van Gogh and His Sources 27.Februar 2022 - 22.Mai 2022 Santa Barbara Museum of Art, California
Das Schachspiel, 1555 Sofonisba Anguissola
Zur Zeit unserer Reise gab es eine Ausstellung ihrere Werke in Madrid. Aber wir schafften es nicht, Madrid auch auf unsere Route zu nehmen. Trotzdem möchte ich sie hier unbedingt vorstellen. ich möchte sie hier unbedingt vorstellen.
A Tale of Two Women Painters: Sofonisba Anguissola and Lavinia Fontana Museo Nacional del Prado. Madrid 22.10.2019 - 2.2.2020
Sofonisba Anguissola, dei renaissancemalerin, porträtiert hier ihre Schwestern und die Zofe beim Schachspiel. Es ist ein Spiel der Blicke. Und Gefühle. And emotions. Spass, Schadenfreude und Empörung. Zu dieser Zeit gab es kaum Darstellungen solcher Alltagsszenen. Die meisten Szenen aus dem Alltag wurden in religiöse Bilder einbezogen. Weil sie als Frau nicht mit Modellen arbeiten durfte, malte Sofonisba Anguissola ihre Familienmitglieder.
Sie erhielt eine fundierte künstlerische Ausbildung, denn ihr Vater erkannte bald ihr großes Talent. Sie hatte schon in jungen Jahren einen guten Ruf als Porträtmalerin. Am spanischen Hof lebte sie als Hofdame der Königin unterrichtete sie im Zeichnen und in der Malerei. Die königliche Familie poträtierte sie oft, signierte zu der Zeit aber nicht, weil sie am königlichen Hof angestellt war. Deshalb wurden viele ihrer Gemälde anderen Malern zugeschrieben. Als die Königin starb, kümmerte sie sich noch viele Jahre um die Infantinnen.
Als sie nach Italien zurückkehrte, verliebte sie sich auf der Überfahrt in den jungen Kapitän. Sie heiratete ihn gegen den Willen des Königs. Und sie blieben zusammen, bis sie starb. Sie war bis zu ihrem Tode eine erfolgreiche Malerin. Peter Paul Rubens und später sein Schüler Antonio van Dyck verehrten sie sehr und besuchten sie.
Aussetllung: LE SIGNORE DELL'ARTE. Storie di donne tra '500 e '600 5. Februar - 6. Juni 2021 Dort sind auch Werke von Artemisia Gentileschi und anderen Malerinnen aus Renaissance und Barock zu sehen.
Mit dem Zug geht es von Berlin nach Köln
Inside Rembrandt 1606-1669 11/01/2019 - 03/01/2020
Rembrandt van Rijn Selbstporträt mit roter Mütze um 1660 - Ausstellungsfahne
Man durfte in dieser Ausstellung keine Fotos machen.
Eine schöne Ausstellung, gestaltet wie ein Theaterstück - mit einem Prolog, 5 Akten und einem Epilog. Aber mehr dazu in einem späteren Beitrag.
Ich mag dieses Selbstporträt mit einer roter Mütze als Ausstellungsflagge. Ein Mensch mit einem wissenden direkten Blick, voller Traurigkeit und großer Wärme. Er war 54 Jahre alt, als er das malte. Jahre zuvor wurde er für zahlungsunfähig erklärt und lebte zu dieser Zeit in der Rosengraacht, einem armen Stadtteil von Amsterdam, wo er viele Freunde unter den einfachen und marginalisierten Menschen hatte. In dem Jahr, in dem dieses Bild aufgenommen wurde, beschäftigte ihn sein Sohn Titus in seinem Kunstgeschäft. So konnte er Geschäftsbeziehungen pflegen und Bestellungen annehmen.
Nächste Ausstellungen:
Berlin Museum Barberini Rembrandts Orient bis 27.Juni 2021
Frankfurt Nennt mich Rembrandt! Durchbruch in Amsterdam Städel Museum 9.12.2020–5.4.2021
Madrid Rembrandt y el retrato en Ámsterdam 1590-1670, online visit möglich
Museum Het Rembrandthuis permanente Ausstellung Rembrandt-Museum in Amsterdam
Und weil es so schön blau schimmert - diese Kölner Unterführung in einer Winternacht
Mit dem Zug nach Bonn
Martin Kippenberger German Egg Cracker 1996
Martin Kippenberger Bitte schön Danke schön Eine Retrospektive Bundeskunsthalle November 1, 2019 - February 16, 2020
Martin Kippenberger - er lebte von 1953 bis 1997… Ich war deprimiert, als ich durch diese Ausstellung ging. So viel Verspieltheit, Lebendigkeit, Unverschämtheit. Mit dem Spiel den ganzen Scheiß im Leben überwinden. Und dann sein früher Tod. Ich frage mich unwillkürlich, was Kippenberger als nächstes kreiert hätte. Kostet einen die Intensität des Spiels am Ende Kopf und Kragen? Ich meine, ist es wie bei Genets Seiltänzer? Ist diese Intensität nur möglich, wenn man sich jederzeit den Hals brechen kann? Die wahre Kunst des Seins. Des Seins, nicht des Verkaufens. Oh Mann, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall ist er gegangen und hat viel Freude, Spott und Zynismus hinterlassen. Eine Erweiterung der Perspektive sozusagen.
Nächste Ausstellung:
Museum Folkwang Essen 29. January – 2. May 2021; The Happy End Of Franz Kafkas Amerika
Mit dem Zug unterm Meer hindurch nach London
Tate Britain Winter Comission
Anne Hardy, The Depth of Darkness, The Return Of The Light
Ein Nachmittag in London. Eine abweisende Stadt. So kam es uns vor.
Abends fuhren wir mit dem Bus zur Fähre nach Dublin. Wir haben diese Installation in der frühen Dunkelheit gesehen. Es sah wirklich so aus, als ob Schnee auf den Stufen läge.
Dublin
Genieve Figgis, Lusty Ladies 2019
IMMA September 21, 2019 - March 22, 2020
Ein fantastisches Museum, das IMMA in Dublin, das Irish Museum of Modern Art. Es befindet sich im ehemaligen Royal Hospital. Es gibt immer mehrere Ausstellungen zu sehen. Wir sind wegen Derek Jarman gekommen und haben uns dann diese Ausstellung angesehen:
Desire: A Revision from the 20th Century to The Digital Age
Eine interessante Idee, eine Ausstellung über Sehnsucht in unserer Zeit. Oder über das Verlangen? Und über die Veränderung dessen, was man ersehnt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwandelt sich die reine Romantik, Sex und Liebe als Verlangen. Man sehnt sich heute nach einer intakten Umwelt oder nach einer Erde, die nach ihrer Zerstörung wieder geheilt werden kann. Die Ausstellung war sehr kopflastig und hatte eine Art Kälte und Distanz, die mich außen vor ließ.
Lucien Freud, Donegal Man, profile, 2007
Freud Project 2016 – 2021
Life about everything: Lucian Freud and Jack B.Yeats IMMA
June 28, 2019 – January 20, 2020
In dieser Ausstellung wurden Werke von Lucian Freud denen von Jack B. Yeats gegenübergestellt. Freud war sein ganzes Leben lang an Yeats Werk interessiert und schätzte besonders seine Kraft und Energie. 20 Jahre lang hatte Freud eine Tuschezeichnung von Yeats „Die tanzenden Hafenarbeiter“ neben seinem Bett hängen. In dieser Ausstellung konnte man die große Kraft beider Maler sehen.
Frühere Ausstellungen Lucian Freuds Selbstporträts, die noch virtuell zu sehen sind:
Lucian Freud: The Self-Portraits
Royal Academy London
Museum Of Fine Arts Boston The Self Portraits
Nächste Ausstellung:
Lucian Freud in Focus 6 July 2021 – 16 January 2022 Tate Liverpool
Wir sind also an unserem Ziel angekommen. Ich wollte gar nicht aufhören herumzustreifen. Es war auch eine Zeitreise. Die Eindrücke folgten schnell aufeinander und vermischten sich, bis sie sich verbunden haben Und ein Netz für Seiltänzer bildete.
Dieser Blog beginnt mit Derek Jarman und wie er mich zu dieser Reise inspiriert hat. Es wird ihm ein großes Kapitel gewidmet. Darin kann man mehr über seine Filme, seinen Garten, seine Projekte und seine Malerei erfahren.
Die Ausstellung Dereek Jarman Protest! beginnt mit diesem Film und einem Selbstporträt, das er mit 17 gemalt hat. Auf die Frage, warum der Film „Blau“ keine Bilder zeigte, antwortete er: „Weil der Virus unsichtbar ist“.
Die Ausstellung Protest! wird in der Manchester Art Gallery zu sehen sein. Es wurde wegen der Pandemie verschoben und öffnet am 1. Dezember 2021. Bis dahin kann man Bilder, Filme, Interviews von und über Derek Jarman auf der Website des Museums anschauen.
Artikel über Jarman in den BBC News - News Director Derek Jarman remembered, 40 years after his controversial debut